Montag, 5. September 2011

[REZENSION] ... die hellen Tage ...

Liebe Leser,
das Gedicht der Woche ist ausnahmsweise unserem Ausflug nach Prag zum Opfer gefallen und da wir gerade immer noch Urlaub machen werde ich es diese Woche mal ausfallen lassen und Euch stattdessen ein wunderschönes Buch / Hörbuch vorstellen...denn es ist fast so poetisch wie ein Gedicht...

                                                                                    Titel: Die hellen Tage
Autorin: Zsuzsa Bánk 
Verlag: S.Fischer
Seiten: 540 
Preis: 21,95 Euro 

Dieses Buch ist ebenfalls als Hörbuch erschienen: 
Verlag: AUDIOBUCH
6CDs
Preis: 24,95€ 


"Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück" 

Als ich die "hellen Tage" von Zsusza Bánk zum ersten Mal in den Händen hielt, habe ich bereits geahnt, dass es keine leichte Kost sein wird, doch mit einer solchen Vielschichtigkeit, die dabei so belanglos und leichtfüßig erzählt wird habe ich nicht gerechnet.

Inhalt: 
Zsuzsa Bánk überlässt das Erzählen ihrer jungen Protagonistin Seri. Und Seri hält es gar nicht für nötig sich vorzustellen sondern redet drauf los. Sie fängt an über Evi zu erzählen, in deren Garten sie mit  ihrer Tochter Aja und dem gemeinsamen Freund Karl spielt. Die Kinder beobachten Evi wie sie mit Siggi leichtfüßig zu einer unhörbaren Musik tanzt und denken sich, dass es auch für sie später so sein wird. Doch mit ihren Kinderaugen sehen sie nur einen Bruchteil dessen was in den beiden Erwachsenen vorgeht. Siggi ist ein Trapezkünstler und das ganze Jahr über mit dem Zirkus unterwegs um Geld zu verdienen, das er seinen Liebsten schicken kann. Evi und Aja sehen ihn nur wenige Wochen im Jahr und können nichts tun um ihn zu Hause zu halten.

Und auch Seri ist ohne Vater groß geworden, denn dieser ist kurz nach ihrer Geburt gestorben. Seitdem fährt Seris Mutter seinen Koffer auf dem Vordersitz des Wagens spazieren und lässt niemand anderen auf diesen Platz. Und vielleicht wurden die Kinder durch die Schicksalschläge ihrer Eltern vereint, denn auch Karls Familie ist vor einigen Jahren zerbrochen als Karls Bruder Ben an einem schönen Tag einfach so in ein fremdes Auto stieg und niemals zurückkehrte.
Die Kinder spielen ahnungslos miteinander und teilen auf die gleiche stille Art ihr Schicksal miteinander und so kommt es wie es kommen muss- auch ihre Mütter finden zu einander und helfen sich gegenseitig über die dunklen Tage hinweg.

Durch Seris urteilsfreie Erzählart erleben wir als Leser alles mit, was diese drei Familen seit den 60er Jahren bis zum Mauerfall 89 erleben. Wir leiden mit Ihnen, wir sind mit ihnen glücklich und wir decken zusammen mit den Müttern Geheimnisse auf, die vielleicht lieber verborgen geblieben wären...

Meine Meinung: 
Wer eine seichte Urlaublektüre erwartet, der sollte sich besser ein anderes Buch zulegen, bevor er dann später enttäuscht schelcht darüber urteilt. Dieser Roman ist keine leichte Kost, dieses Buch ist schwer verdaulich und nicht immer leicht zu kauen.

Zugegeben: ich hatte zu Beginn auch ein paar Schwierigkeiten hineinzukommen, denn es erschien alles so banal, ich wusste erstmal lange nicht wer der Erzähler ist und was mich erwartet. Das Buch war über längere Zeit tatsächlich langatmig und fast schon gewollt melancholisch aber je weiter ich vorankam desto schockierter stellte ich fest wie Seri als Erzählerin es schafft solch schreckliche Erkenntnisse dermaßen nebensächlich und doch so voller Traurigkeit rüberzubringen. Wie kann etwas so banal Erzähltes so traurig wirken?

Zsuzsa Bánk schafft es nicht nur die Leser in Melancholie zu versetzen sondern auch immer wieder zu überraschen. Der Plot ist bis ins kleinste Detail durchdacht und das meiste wirkt unheimlich stimmig. Es gibt höchstens eine oder vielleicht zwei Stellen an denen ich die Reaktionen der Beteiligten als übertrieben empfunden habe, in denen etwas künstlich zu sehr dramatisiert wird und es einfach nicht mehr zu dem Rest passt.


Zum Hörbuch: 

wie ich oben erwähnt habe, ist das Buch "Die hellen Tage" bereits als Hörbuch auf 6 CDs erschienen. Gelesen wird es von Doris Wolters, die es vermag Gefühle so weiterzugeben, dass man als Zuhörer glaubt, dass es sich tatsächlich um Seri handelt, die aus ihrem Leben erzählt. Doris Wolters Stimme ist sehr beruhigend und passt wunderbar zu diesem Buch.

Fazit:
Szusza Bánk hat ein anspruchsvolles und sehr vielschichtiges Buch über das Leben mit seinen hellen und dunklen Tagen geschaffen, das seine Leser in eine Melancholie versetzt aus der man auch lange Zeit nach der Lektüre nur schwer hinauskommt. Letzten Endes gibt sie einem noch nicht einmal das Gefühl vom "Happy End" denn der Leser weiß, dass solche Erfahrungen einen bis zum Ende begleiten, auch denn wenn man vergibt und zu vergessen beginnt.


Thematik          5/5
Handlung         5/5
Charaktere       4/5
Lesespaß         4/5
Sprache           5/5
Ergibt glatte 4,6 Sterne

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